Gesundheitsprojekt
Entstehung, Ziele und Inhalte
Seit der Gründung von ZAZA FALY e.V. 1994 gehört die medizinische Grundversorgung der Projektkinder zu den zentralen Aufgaben. Doch der Bedarf ist, wie sich in einer medizinischen Untersuchung aller Kinder im Sommer 2014 gezeigt hat, weitaus höher als gedacht.
Von Juli bis Oktober 2014 waren zwei deutsche Freiwillige (angehende Kinderärztin & eine Studentin der internationalen sozialen Arbeit) in der Sozialstation "Tsiry" im Bereich des Hygiene- und Gesundheitsprogrammes tätig. Sie untersuchten alle 300 Projektkinder und werteten die Ergebnisse aus.
70 % der Kinder leiden daher unter Karies. Zum Zeitpunkt der Untersuchung litten knapp 70 % an Atemwegsinfektionen, das Gewicht von fast 50 % der Kinder ist an der Grenze zu oder im Untergewicht, ein Viertel der Kinder hatten starken Parasitenbefall und wiesen eine Gelbfärbung der Augen – ein Hinweis auf Lebererkrankungen – auf. Jedes fünfte Kind klagt über Kopfschmerzen. 10 % der Kinder haben Haut- und Durchfallerkrankungen, schlecht heilende Wunden und verschiedenste Infektionskrankheiten.
Gemeinsamen mit den Mitarbeitern wurden die Ergebnisse analysiert und in der Folge eine Krankenstation eröffnet sowie eine madagassische Krankenschwester fest angestellt sowie.
Diese kümmert sich nun Vollzeit um alle Projektkinder der verschiedenen Projekte, gibt Medikamente aus, erstellt Krankenakten für jedes Kind, ist Ansprechpartnerin für gesundheitliche und andere Sorgen, Ängste und Probleme. In der eigens dafür geschaffenen Krankenstation in der Sozialstation Tsiry stehen vier Betten für kranke Kinder – auch über Nacht – zur Verfügung. Eine eigene Hausapotheke mit Medikamenten und Materialien steht für die akute Wundversorgung, Medikamentenausgabe und regelmäßige Untersuchungen zur Verfügung. Was nicht vor Ort behandelt werden kann wird im Centre de la sante bei einem Allgemeinmediziner vorgestellt, dieser verweist bei Bedarf weiter an Fachärzte und Krankenhäuser. Krankenhausbesuche und Operationen werden, wenn notwendig, von der Krankenschwester organisiert, Termine vereinbart.
Neben der Behandlung akuter oder chronischer Krankheiten werden die Kinder halbjährlich entwurmt, regelmäßige Zahnarztuntersuchungen und die Impfung aller Kinder werden in Zusammenarbeit mit dem Gesundheitsministerium organisiert.
Ein Kinderkrankenhaus in der Stadt sowie ein privates Krankenhaus im Stadtteil kooperieren mit der ONG MANDA. Die Kinder, deren Familien sich keine medizinische Versorgung leisten können, erhalten hier die z.T. lebensnotwendige Behandlung. In Madagaskar, einem Land in dem die hygienischen Bedingungen katastrophal sind, die meisten Menschen keinen Zugang zu sauberem Trinkwasser haben und keine funktionierende Abwasserentsorgung existiert, gehören Durchfallerkrankungen wie Typhus oder Wurm- und Amöbenbefall zu gesundheitlichen Risiken, genauso wie Malaria, die Pest oder Atemwegsinfektionen.
Nicht zuletzt aufgrund der starken Luftverschmutzung in der Stadt und z.T. sehr kalten nächtlichen Temperaturen im madagassischen Winter ohne Heizung oder ausreichend warme Kleidung leiden viele Kinder an letzterem.
Die Krankenstation bietet für die Kinder und ihre Familien eine Anlaufstelle, um akute und chronische Gesundheitsprobleme behandeln lassen zu können. Mittels Sensibilisierungen und Weiterbildungsangeboten an die Kinder und ihrer Eltern über Hygiene, Körperwahrnehmung,
Krankheitssymptome und Behandlungsangeboten soll die gesundheitliche Situation der Straßenkinder weiter verbessert werden.
Schnell ist das Fenster der Krankenstation zum Pausenhof der Sozialstation Tsiry zu einem beliebten Aufenthaltsort für die Kinder geworden. Neugierig schauen sie, wer wie, warum, womit behandelt wird und erzählen, was sie bedrückt oder weh tut. Die Krankenschwester holt die Kinder jeweils einzeln zu sich herein und widmet ihnen für einen Moment ganz allein die Aufmerksamkeit und hört in Ruhe zu, was sie bedrückt. Die Kinder nehmen das dankbar an.
Das tägliche Hygieneprogramm mit Körper, Gesicht, Haare und Kleidung waschen sowie Zähne putzen wird nun von der Krankenschwester mitbetreut – so fallen Krankheitsymptome schneller auf und zugleich werden die Mitarbeiter geschult und für die Erkennung von Krankheiten bei den Kindern verschiedenster Altersstufen sensibilisiert. MANDA stellt darüber hinaus allen Kindern kostenlos Wechselkleidung zur Verfügung.
Da viele Kinder mangel- und unterernährt sind, ist auch der Ernährungsplan erweitert worden. Eine zusätzliche Mahlzeit pro Tag, ausreichende Trinkmenge sauberen Trinkwassers, ausgewogenere Ernährung sowie die Nahrungsmittelergänzung mit Vitaminen, Eisen und Calcium erweitern die Gesundheitsversorgung der Projektkinder um grundlegende Aspekte.
Kosten:
Auch wenn die Kosten in Madagaskar, einem der ärmsten Länder der Welt deutlich niedriger sind als in Deutschland, so führt die bessere medizinische Versorgung und der verbesserte Ernährungsplan für die 300 internen und mehreren Hundert eingeschulten Kindern insgesamt zu Mehrkosten von knapp 1000 Euro pro Monat