Die Sozialstation "Tsiry"
Im Oktober 1995 gegründete ZAZA FALY e.V. im Zentrum der Hauptstadt Antananarivo die Sozialstation NY AKANY.
Mit der Übertragung der Projektarbeit in madagassische Selbstverwaltung im Jahre 1999 wurde die Sozialstation in TSIRY (mad. für: Blühende Blume) umbenannt
Das Projekt akzeptiert den Lebensraum Straße mit all seinen Prägungen auf die Kinder und versucht, unter Beachtung ihrer besonderen Mentalität, humanere Lebensbedingungen zu schaffen sowie eine schrittweise Resozialisierung einzuleiten.
Hauptaufgabe der Sozialstation TSIRY ist die Grundversorgung von ca. 100 Straßenkindern im Alter von 4-18 Jahren. Dazu gehört u.a.:
- ein Hygieneprogramm (Duschen, Kleidung waschen, Ausgabe von Wechselkleidung...)
- eine kostenlose medizinische Grundversorgung (u.a. Immunisierung, Wundversorgung, Parasitenbekämpfung, OPs)
- Übernachtungsmöglichkeiten für Kinder in Not (interne Krankenstation)
- Aufklärungsprogramme über Drogenmissbrauch und AIDS-Prävention
- Schul- und Vorschulprogramm zur Alphabetisierung und Erlangung eines staatlich anerkannten CEPE
- Grundschulabschlusses (Vorschule, Alphabetisierung, ASAMA- Programm)
- Angeboten im handwerklichen und kreativen Bereich
- Speisenausgabe (3 abwechslungsreiche Mahlzeiten pro Tag)
Für die Kinder ist das Projekt längst ein vertrauter Anlaufpunkt geworden. Von Montag bis Freitag kommen sie zu "Tsiry" und nutzen die Gelegenheit zum Duschen, Waschen und Wechseln der Bekleidung sowie zum Besuch der eingerichteten Schule.
Ein Grundanliegen des Unterrichts durch ausschließlich einheimisches Lernpersonal ist die Alphabetisierung und Resozialisierung auch für ältere Straßenkinder. 75 % der Kinder, die zum ersten Mal das Projekt besuchten, sind Analphabeten.
Um möglichst frühzeitig den negativen Prägungen durch das Leben im Straßenmilieu entgegenzuwirken, versorgt das Projekt täglich auch ein Gruppe von 25-30 Kinder im Vorschulalter (4-6 Jahre).
Meist handelt es sich hierbei um kleinere Geschwister von Projektkindern. Das diese Kinder von ihren, auf der Strasse lebenden Eltern, zu uns geschickt werden, ist ein Erfolg des "Streetwork", welcher einmal wöchentlich durchgeführt wird. Kinder in diesem Alter sind sehr oft einziges "Kapital" ihrer Eltern, da sie durch Betteln oder Geschwisterbetreuung den Lebensunterhalt mit verdienen bzw. erst ermöglichen. Dadurch - bedingt durch die sozialen Zwänge und einer großen Breitenarmut - wird ihnen jedoch frühzeitig die Chance auf eine Schulbildung genommen. Diesen Teufelskreis versucht die Sozialstation "Tsiry" mit ihrem Angebot zu durchbrechen.
Seit Projektgründung haben mehr als 2200 Straßenkinder das Projektangebot regelmäßig wahrgenommen.(Stand März 2017)
Eine wichtige Funktion im Projektprogramm haben Spiele und Gruppenarbeit. Sie tragen dazu bei Ängste und Aggressionen abzubauen. Das vermittelte Wissen über Hygiene, sexuelle Aufklärung, AIDS-Vorsorge und gesellschaftliche Regeln hilft den Kindern ihre Lage zu erkennen und zu verbessern. Die Vermittlung einfacher handwerklicher Fertigkeiten bis hin zur Produktion von kleinen Artikeln im Projekt soll den Selbsthilfewillen und das Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten fördern.
"Tsiry" ist nicht zuletzt ein Ort der Zuflucht und Geborgenheit. Gewährleistet wird dies durch 32 fest angestellte madagassische Mitarbeiter_innen(Stand März 2017).
Mit der Gründung eigener Ausbildungsmaßnahmen begann die Sozialstation im Dezember 1997 mit der Gründung der Tischlerei- Ausbildungswerkstatt "FELANA", gefolgt von der Web- und Nähwerkstatt "VONY" im April 1998.
Hier erlernen Jugendliche ab 16 Jahre ein Handwerk als Sprungbrett für ein Leben jenseits der Straße.
Projektkosten
Die durchschnittlichen monatlichen Projektkosten gliedern sich wie folgt auf:
Nr. |
Posten |
Euro |
1 |
Miete |
460,- |
2 |
Lohn |
1100,- |
3 |
Material |
160,- |
4 |
Essen |
700,- |
5 |
Strom / Wasser / Gas |
190,- |
6 |
Transport |
120,- |
7 |
Medizinische Versorgung |
140,- |
8 |
Haushalt
|
110,- |
9 |
Reperaturen |
80,- |
10 |
Verwaltung |
30,- |
11 |
Telefon/ Fax/ Internet |
70,- |
Insgesamt |
3190,- |